Podiumsdiskussion – Perspektiven des Graal-Glases

Podiumsdiskussion anlässlich des Graalglas-Symposiums in Frauenau

„Quo vadis, Glasregion Ostbayern?“

Internationale Expertise in Sachen Glas: Heidi Wolf, Max von Schnurbein, Dr. Gunnel Holmer, Michael Adam, Susanne Jøker Johnson, Hans Rainer Meindl, Hans Wudy.

Internationale Expertise in Sachen Glas: Heidi Wolf, Max von Schnurbein, Dr. Gunnel Holmer, Michael Adam, Susanne Jøker Johnson, Hans Rainer Meindl, Hans Wudy.

 

Ein Kolloquiumstag mit Podiumsdiskussion setzte den Auftakt für das Symposium „Zwischenwelten in heißem Glas: Perspektiven des Graal-Glases“. Eine Woche dreht sich in Frauenau alles um Glaskunst und Glashandwerk. Höhepunkt des Eröffnungstages waren spannende Gespräche zur Zukunft der Glasregion Ostbayern.

Heidi Wolf, Reporterin des Bayerischen Rundfunks, ist seit Jahren mit den Glasmachern im ARBERLAND verbunden und moderierte auf Einladung von Prof. Dr. Katharina Eisch-Angus, Vorsitzender des Bild-Werks Frauenau, das Podiumsgespräch mit heimischen und internationalen Leistungsträgern aus der Welt des Glases.

Max von Schnurbein vertrat die Kristallmanufaktur Theresienthal. Diese steht seit ihrer Übernahme im Jahr 2006 paradigmatisch für eine – auch international – erstarkende Glaskunst im Bayerischen Wald. „Unser größter Feind ist eine gewisse Kulturlosigkeit“, bemängelte von Schnurbein. Für den Bereich Luxusglas sei es unerlässlich, dass der Kunde – ob staatliche Institution oder Privatmann – das Glashandwerk zu schätzen und zu entlohnen weiß. „Das benachbarte Tschechien schmückt sich mit seiner Glaskunst. In jeder tschechischen Botschaft der Welt wird sie stolz als Teil der kulturellen Identität inszeniert. Das geschieht mir in Deutschland noch zu wenig.“

Einen Verbündeten fand von Schnurbein in Hans Rainer Meindl von der Glashütte Lamberts Waldsassen: „Wenn sich die Kunden heute dazu entscheiden, in historischen Gebäuden anstelle unseres mundgeblasenen Flachglases Industrieglas zu verbauen, dann bringt uns das Prädikat ‚Immaterielles Kulturgut‘ nicht viel.“ Sein Unternehmen sei auch auf öffentliche Aufträge angewiesen.

Als Vertreter der Nachwuchsförderung zeichnete sich Hans Wudy, Rektor der Glasfachschule in Zwiesel, verantwortlich. Seine Bildungsinstitution macht derzeit 350 Schüler aus ganz Deutschland fit fürs Glas. „Wir können an der Glasfachschule aber nur Generalisten ausbilden. Für die auf die betrieblichen Anforderungen orientierte Ausbildung ist es wichtig, dass die Unternehmen die Kooperation mit der Schule suchen.“ So ließe sich beispielsweise durch Praktika, die betriebliche Begleitung der jungen Leute im zweiten und dritten Ausbildungsjahr oder durch gezielte Talentsuche sicherstellen, dass die Schüler unternehmensorientiert ausgebildet werden.

Über Erfahrungen anderer Glasregionen berichteten zwei internationale Expertinnen auf dem Podium. Susanne Jøker Johnson kommt aus Dänemark, genauer gesagt von der Ostseeinsel Bornholm, wo sich derzeit eine neue Studioszene im Bereich Glas und Keramik formiert. „Diese hat es traditionell eigentlich nicht gegeben“, erläuterte Johnson, die Projektleiterin der dortigen Schule für Design ist. „Unsere Glasleute kommen eher durch die Liebe zum Unternehmertum, zum Handwerk und eine solide Ausbildung hier her.“ Bornholm nutzt für die regionale Entwicklung zudem zahlreiche regionale und überregionale Fördertöpfe. „Wenn Politiker unsere Insel besuchen, können sie außerdem nicht so einfach weg und müssen sich alles anschauen“, scherzte sie. Eine intensivere politische Frequentierung der eigenen Region würde Jøker Johnsons Kollegin Dr. Gunnel Holmer vom Schwedischen Glasmuseum lebhaft begrüßen. Sie beklagte, dass nach der Schließung zahlreicher Glasfabriken in den 1960ern die verbliebenen fünf Unternehmen gegen den Negativslogan „Ach, euch gibt’s noch?“ zu kämpfen hätten. Da die Provinz Småland eine beliebte Tourismusregion ist, gehört es nun zu den Aufgaben des Marketings, den Begriff „glasriket“ („Glasreich“) wieder aufleben zu lassen.

Wie wichtig ein positives Selbstbild nach innen und außen ist, betonte auch Regens Landrat Michael Adam: „Selbstbeweihräucherung ist dem Waidler zutiefst suspekt, aber wir müssen bilanzieren, wie gut wir im Vergleich zu anderen Glasregionen aufgestellt sind – und wie viel hier in diesen Tagen passiert“. In der offenen Diskussionsrunde hob Regionalmanager Stephan Lang von der Kreisentwicklungsgesellschaft ARBERLAND REGio GmbH die starke Bedeutung der Unternehmen rund ums Glas für den Landkreis Regen hervor und informierte über aktuelle Aktivitäten des Netzwerks Glas. So finde in Kürze erneut eine Ausbildungstour für Schüler durch regionale Glasbetriebe statt. Zudem werde Anfang 2017 die Webpräsenz „Glasregion ARBERLAND“ an den Start gehen, die alle Glasakteure der Region im Web präsentiere. Landrat Adam äußerte in der Diskussion, dass er sich im Bereich der staatlichen Förderung mehr Unterstützung wünsche: „Aus meiner Sicht wäre unserer Region besser geholfen, wenn die Förderung weniger auf Projekte und mehr auf Institutionen abgestellt ist.“

In ihrem Schlusswort dankte Prof. Dr. Katharina Eisch-Angus dem Glaskörper Verein Frauenau, dem Bild-Werk Frauenau, der Glasfachschule Zwiesel, der Stiftung Theresienthal und dem Netzwerk Glas für die gelungene Kooperation. Sie resümierte, wie wichtig es auch mit Blick auf das immaterielle Kulturerbe Glas sei, dass sich die internationale und regionale Glasmacherszene vernetze: „Unser Symposium soll genau hierzu betragen. Wir versammeln Expertisen, geben Wissen an kommende Glaskünstler weiter und zeigen der Welt: Wir sind noch da und wir bleiben da!“

Weitere Informationen zum Graal-Symposium finden Sie unter:
http://www.bild-werk-graalsymposium.de/

 

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