Schulen und Betriebe wollen miteinander durchstarten
Neugründung des AK SCHULEWIRTSCHAFT Regen-Viechtach – Jugendliche sollen gemeinsam besser aufs Berufsleben vorbereitet werden – Wahl einer neuen Vorstandschaft
„Ich bin fast 18 und hab keine Ahnung von Steuern, Miete oder Versicherungen. Aber ich kann ’ne Gedichtanalyse schreiben. In vier Sprachen“, hatte eine 17-Jährige vor einigen Monaten getwittert – und damit eine Riesendebatte über die Bildung in Deutschland entfacht. Für Manfred Theunert, früherer Ausbildungsleiter bei BMW und heutiger Senior-Consultant im Arbeitskreis Schule-Wirtschaft in Bayern, zeigt ihr Tweet, wie wichtig es ist, Schulbildung und Inhalte aus dem praktischen Leben zu verbinden. Genau das ist auch eines der großen Anliegen des Arbeitskreises Schule-Wirtschaft. Jahrelang war er im Landkreis Regen nicht mehr aktiv. Jetzt wollen Schulen und Unternehmer miteinander wieder durchstarten, der Arbeitskreis wurde neu gegründet.
„Wir wollen den Arbeitskreis Schule-Wirtschaft wieder mit Leben erfüllen“, betonte Schulrat Walter Kloiber. Es sei wichtig, Schulen und Betriebe zusammenzubringen und junge Leute miteinander für das Berufsleben vorzubereiten, gerade angesichts aktueller Herausforderungen wie dem Fachkräftemangel. Deshalb luden das Schulamt Regen und Manfred Gibis, Schule-Wirtschaftsexperte für den Landkreis, Schulen, Unternehmen, Behörden und Institutionen zur Jahrestagung in den Sitzungssaal des Landratsamtes ein. Den Arbeitskreis gibt es im Landkreis Regen seit 30 Jahren, Ende September wurde der Verbund, der weiterführende Schulen und heimische Unternehmer vernetzen soll, auf bayerischer Ebene ausgezeichnet. Tatsächlich aber bestand der Arbeitskreis nur noch auf dem Papier, seit Jahren war er nicht mehr aktiv. „Deshalb brauchen wir einen Neustart mit einer neuen Vorstandschaft. Wir wollen das Fundament für ein beständiges, nachhaltiges Arbeiten legen“, erklärte Walter Kloiber.
Stellvertretender Landrat Willi Killinger verdeutlichte, dass der Arbeitskreis Jugendlichen aus der Region, aber auch Betrieben helfen könne. Für Azubis würde der Start ins Berufsleben erleichtert, für Betriebe die Ausbildung. Lehrer täten sich durch den Austausch mit den Firmen leichter, ihre Schüler gezielt auf bestimmte Anforderungen vorzubereiten. „Es bringt viel, Bildungsträger und Wirtschaft zu verzahnen. Bildung endet ja nicht mit dem Schulabschluss“, sagte Willi Killinger. Auch Manfred Theunert, früherer Ausbildungsleiter bei BMW und heutiger Senior-Consultant im Arbeitskreis Schule-Wirtschaft in Bayern, unterstrich die Bedeutung des Arbeitskreises. „Die Schulabgänger von heute sind in einigen Jahren die Leistungsträger unserer Gesellschaft. Deshalb sollten wir Jugendliche so gut wie möglich auf das Berufsleben vorbereiten“, forderte er. Schule und Wirtschaft müssten sich austauschen und bereit sein, gegenseitig Anregungen anzunehmen. „Miteinander können wir jungen Leuten Perspektiven zeigen, ihnen die Angst vor dem Arbeitsmarkt nehmen und Unternehmen helfen, Fachkräfte zu bekommen und Stellen zu besetzen.“
In die gleiche Kerbe schlug Franz Prebeck, ehemaliger Präsident der Handwerkskammer Niederbayern/Oberpfalz, als Hauptredner bei der Jahrestagung. Etliche Lehrer würden die örtlichen Betriebe nicht kennen, nicht genau wissen, welche Eigenschaften Azubis für die Ausbildung brauchen. „Wenn Unternehmen, Behörden und Schulen intensiver zusammenarbeiten, wirkt sich das positiv für die ganze Region aus“, verdeutlichte Franz Prebeck. Neben der Schulbildung sei es gerade beim Start ins Berufsleben wichtig, die Talente jedes Einzelnen zu erkennen und die individuellen Stärken auszuspielen. Vor allem in technischen Berufen gäbe es viele junge Leute, die ihre Ausbildung abbrechen. Auch Burnout sei ein Thema. „Etliche fühlen sich überfordert und kommen mit dem Leben draußen, das ganz anders ist als die Schulzeit, nicht zurecht“, warnte er. Franz Prebeck machte klar, dass es im Arbeitskreis Schule-Wirtschaft aber längst nicht nur darum gehe, sich zusammenzusetzen oder Betriebe anzuschauen. „Hier soll schon handfest miteinander gearbeitet werden.“
Dass die Unternehmer und Vertreter der Schulen im Landkreis Interesse daran haben, miteinander voranzukommen, zeigte sich auch bei den Neuwahlen der Vorstandschaft. Es gab keine Diskussion, alle Vertreter wurden einstimmig gewählt. Irene Luber, Rektorin der Grund- und Mittelschule Teisnach, ist die neue Vorsitzende für die Schulen, stellvertretende Vorsitzende auf Schulseite ist Hermine Englmeier, Rektorin des sonderpädagogischen Förderzentrums Viechtach. Regionalmanager Stephan Lang von der ARBERLAND REGio GmbH wurde zum Vorsitzenden auf Wirtschaftsseite gewählt, stellvertretender Vorsitzender ist hier Matthias Kraus von der Sparkasse Regen. Um die Führung der Geschäfte kümmert sich Ulrike Ebner, Konrektorin der Mittelschule Ruhmannsfelden. Ein erstes Treffen der neuen Vorstandschaft ist im Dezember geplant. Hier sollen bereits konkrete Ziele, Veranstaltungen und Maßnahmen besprochen werden. Der unterstützende Steuerkreis, in den sich interessierte Lehrkräfte und interessierte Vertreter aus der Wirtschaft einbringen können, wird sich im Januar treffen. An der Mitarbeit interessierte Unternehmer bzw. Unternehmensvertreter sowie interessierte Lehrkräfte aller weiterführenden Schularten können sich bei Regionalmanager Stephan Lang melden (regionalmanagement@arberland-regio.de) und erhalten eine Einladung für die Steuerkreissitzung.
Das Projekt „Stärkung der Wirtschafts-und Innovationskraft“ wird gefördert durch: